Blackout: Wie gut sind Einsatzkräfte vorbereitet?

Es ist ein Dienstagmorgen, 7.10 Uhr: Es ist finster in der Wohnung, das Licht funktioniert nicht, es kommt kein Wasser aus der Leitung, und Heizung und Telefon funktionieren auch nicht: Der Strom ist weg. Dieses Szenario stand im Mittelpunkt des Sicherheitsstammtisches in der Bezirkshauptmannschaft Waidhofen am Mittwochabend.

Wenn der Strom großflächig und für mehr als 12 Stunden ausfällt, spricht man von einem Blackout. Franz Zehetgruber vom Zivilschutzverband schilderte anschaulich, was alles ohne Strom nicht funktioniert, und vor welchen Herausforderungen die Einsatzorganisationen dann stehen. Das beginnt bei nicht funktionierenden Telefonen, und endet beim Betanken der Einsatzfahrzeuge, das ohne Strom an normalen Tankstellen nicht mehr möglich ist. Supermarktketten schließen ihre Geschäfte in so einem Fall, Krankenhäuser arbeiten mit Notstrom. Je nach den technischen Verhältnissen funktionierten auch die Wasserver- und Entsorgung nicht mehr.

Einsatzkräfte können bei Straßenmeisterei tanken

Für die Treibstoffversorgung der Einsatzorganisationen gibt es in Niederösterreich den Plan, dass die Straßenmeistereien ihre Tankstellen mittels Notstromaggregat betreiben – im Bezirk Waidhofen besteht diese Möglichkeit an allen drei Straßenmeistereien schon. Was aber noch ausgearbeitet werden muss, sind organisatorische Regeln, wer wie viel tanken darf.

Eine Einrichtung, die unbedingt Strom und damit Treibstoff für ihr Notstromaggregat braucht, ist das Landesklinikum: „Man wird im Falle eines Blackouts alle unnötigen Verbraucher abschalten. Das bedeutet, dass es nur einen Notbetrieb geben wird, bei dem die Priorität darauf liegt, die lebenserhaltenden Geräte auf der Intensivstation am Laufen zu halten“, erklärte Primar Friedrich König, der im Notfall als Einsatzleiter für die Aufrechterhaltung dieses Notbetriebs verantwortlich wäre. Er betonte auch, dass unbedingt die ärztliche Versorgung in den Ortschaften aufrechterhalten werden müsse, um keinen Massenansturm auf das Krankenhaus zu erzeugen. Denn Stromausfall und Massen an Patienten würden sich nicht gut miteinander vertragen.

Problemfall Notruf

Was es bedeutet, wenn die Telefone nicht funktionieren, musste man erst vor wenigen Wochen beim Roten Kreuz bei einer massiven Störung im Festnetz von A1 lernen. Der Notruf war stundenlang nicht oder nur eingeschränkt erreichbar. Die Kommunikation der Einsatzkräfte kann in so einem Fall zwar über das unabhängige TETRA-Funknetz erfolgen, aber es bleibt das Problem, wie Leute Hilfe rufen sollen.

Die Feuerwehr plant im Bezirk Waidhofen deshalb, die Feuerwehrhäuser im Falle eines Blackouts zu Informations-Anlaufstellen zu machen, wo dann auch solche Notfälle aufgenommen und per Funk die Rettungskräfte alarmiert werden können. Außerdem erhalten die Bürger dort wichtige Informationen, und können sich auch aufwärmen, wenn zu Hause die Heizung nicht funktioniert.

Julius Schlapschy, Kommandant des Dienstbetriebs am Tüpl-Allentsteig, brachte eine unliebsame Erfahrung mit der elektronischen Zugangskontrolle im Verwaltungsgebäude ein: Wegen eines Fehlers im System ließen sich Türen nicht öffnen. Bei einem Stromausfall könnte man dann möglicherweise ausgesperrt sein. Er riet daher, bei geplanten Umrüstungen auch die Möglichkeit einer regulären Entsperrung per Schlüssel einzuplanen.

Weniger Probleme ohne Strom würde die Rettungshundebrigade haben: „Wir üben die Navigation mit Karte und Kompass ohne elektronische Hilfsmittel, und die Hunde funktionieren zum Glück ohne Strom“, merkte der Staffelführer der Heidenreichsteiner Staffel, Martin Brandtner, an.

Funkamateure: Aufrechterhaltung der Kommunikation

Eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung der Kommunikation werden im Ernstfall auch die Funkamateuere spielen, die dieses Szenario jährlich am 1. Mai üben. „Wenn es einen längeren Stromausfall gebenb sollten, haben wir untereinander vereinbart, dass wir uns in Richtung Bezirkshauptmannschaft begeben. Wir haben auch eine bestimmte Frequenz, auf der wir untereinander Kontakt aufnehmen“, schilderte Rainer Gang, Vorsitzender der Heidenreichsteiner Funkamateure.

Bezirkspolizeikommandant Paul Palisek sieht die Polizei gut vorbereitet für den Ernstfall. Priorität wird das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sein.

Aber auch jeder Bürger selbst sollte Vorkehrungen treffen, um seinen Haushalt krisenfest zu machen. Dazu gehören Vorräte mit haltbaren Lebensmitteln, eine stromunabhängige Kochmöglichkeit und ein batteriebetriebenes Radiogerät. Wer einen Holz- oder Kachelofen hat, muss auch nicht frieren. Wichtig sind auch der Zusammenhalt in der Nachbarschaft und das Bündeln von Ressourcen. „Es gilt, die Zeit bis zum Aufbau einer Notversorgung durch die Behörden zu überbrücken. Wer sich eine Woche selbst versorgen kann ist König, wer sich zwei Wochen versorgen kann, Kaiser“, brachte es Zehetgruber auf den Punkt.

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